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Grab aus der Jungsteinzeit in Germering entdeckt

Marcus Guckenbiehl (Stadtarchivar) zeigt Oberbürgermeister Andreas Haas die neuen Fundstücke: einen Dolch aus Platthornstein und einen Knochenring (Tisch).

Bei einer archäologischen Untersuchung in der Stadt Germering im Landkreis Fürstenfeldbruck wurde auf einem Baugrundstück an der Brückenstraße im April 2021 ein Grab der ausgehenden Steinzeit entdeckt.
Die Ausgrabung war wegen einem geplanten Neubau notwendig geworden. Da dieser in der Nähe einer bekannten bronzezeitlichen Siedlungsstelle errichtet werden soll, wurden die notwendigen Erdarbeiten durch die Stadtarchäologie der Stadt Germering begleitet. Die Dokumentationsarbeiten des aufgefundenen Grabes übernahm im Auftrag der privaten Bauleute die Firma digit! Company.
Das Grab fand sich direkt unter der Humusschicht, es war nur wenige Zentimeter in den anstehenden Kiesboden eingegraben worden und gehört zur jungsteinzeitlichen „Schnurkeramischen Kultur“ des 3. Jahrtausends v. Chr.
Deren Name leitet sich von den charakteristischen, meist mit Schnurabdrücken verzierten Keramikgefäßen ab, die häufig als Beigabe mit ins Grab gegeben wurden. Die Gräber sind fast immer in Ost-West-Richtung angelegt. Männer wurden mit dem Kopf im Westen, Frauen mit dem Kopf im Osten in der Grabgrube niedergelegt. Die Beisetzung erfolgte in der sog. Hockerlage, d.h. auf der Seite liegend mit angezogenen Beinen.

Auch in Germering wurden in den letzten Jahren mehrere Gräber dieser Kulturgruppe bei Bauarbeiten entdeckt. Zwei fanden sich 1998 am Krautgartenweg, ein Grab 2012 bei der Erweiterung des Golfplatzes am Starnberger Weg und ein Grab 2014 an der Alfons-Baumann-Straße.

Zugehörige Siedlungen dieser Kultur, die etwa von 2700 bis 2300 v. Chr. ausschließlich anhand von Bodenfunden nachweisbar ist, sind in Bayern fast keine bekannt.
Die Überreste der in dieser Grabgrube in Hockerstellung und mit dem Kopf im Westen niedergelegten Person waren leider durch spätere Bodeneingriffe im Kopfbereich gestört, konnten aber noch vor Ort durch die Firma AnthroArch anthropologisch untersucht werden. Das Ergebnis deutet auf eine männliche Person im Alter von 16 bis 19 Jahren hin.
Vor der Brust des Bestatteten befand sich ein fein gearbeiteter, 15,5 cm langer Dolch aus Plattenhornstein, einer typischen Grabbeigabe dieser Zeit. Von einem ursprünglich vorhandenen Griff und einer Scheide aus organischem Material muss man anhand von Vergleichsfunden ausgehen, diese haben sich hier aber über die Jahrtausende nicht erhalten.

Am Fußende der Grabgrube fanden sich ein, aus Knochenmaterial gearbeiteter Ring und einige Tierknochen. Diese Tierknochen lassen sich als Speisenbeigabe interpretieren und geben uns eine Vorstellung von der Glaubenswelt der damaligen Menschen, denen es wichtig war, ihre Angehörigen auch nach dem Tod gut versorgt zu wissen, wie auch immer die Vorstellung vom Leben nach dem Tod damals genau aussah.

Dieser neue, auch überregional bedeutende Fund bietet weitere Einblicke in die Vorgeschichte Germerings, mehrere Jahrtausende bevor erste schriftliche Überlieferungen vorhanden sind.

Die jetzt restaurierten Funde aus dem Grab werden demnächst im ZEIT+RAUM Museum zu sehen sein.

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