Musik- und Bewegungserziehung in der Kita „Kleiner Muck“ | |
Kinder besitzen einen natürlichen Drang zur Bewegung. Der Welt der Musik begegnen sie mit Neugier und Faszination. Ein elementares Bedürfnis von Kindern ist es, gleichzeitig durch Musik und Bewegung Inhalte zu erleben, zu gestalten und dabei mit allen Sinnen zu lernen. Deshalb werden Musik und Bewegung als Erziehungsbereiche in unserer Kita nicht getrennt, sondern als Einheit betrachtet und in einem ganzheitlichen Bildungs- und Förderangebot nach Grundsätzen der Rhythmik und Psychomotorik vereint.
Rhythmik
In der Rhythmik sind Musik, Sprache, Rhythmus und Bewegung aufeinander bezogen und werden in Angeboten miteinander vernetzt. Unterstützt wird das Wechselspiel von Musik und Bewegung durch den Einsatz von Stimme, Sprache, Materialien, Musikinstrumenten sowie Anregungen aus bildenden und darstellenden Künsten.
Psychomotorik
Bewegung und gefühlsmäßige Prozesse sind bei Kindern ganzheitlich verbunden, d. h. über Bewegung und Wahrnehmungsprozesse bilden Kinder ihre Persönlichkeit aus und werden handlungsfähig. Bewegen, Erleben, Denken, Fühlen und Handeln stehen im Zusammenhang. In der Psychomotorik stehen erlebnisorientierte Bewegungsangebote im Vordergrund, die den Aufbau eines positiven Selbstkonzeptes unterstützen und Erfahrungen von Selbstwirksamkeit vermitteln und zudem den Kindern die Möglichkeit geben, sich selbst als wichtige Mitglieder einer Gruppe zu erfahren. Sie beinhalten die Bausteine Körper- bzw. Selbst-Erfahrung, Material-Erfahrung und Sozial-Erfahrung.
Didaktisch-Methodische Prinzipien
Kindgemäßheit
Freude am Spiel und an der Bewegung stehen im Vordergrund der Angebote in Musik- und Bewegungserziehung, welche auf die Interessen, Bedürfnisse und Fähigkeiten sowie den jeweiligen Entwicklungsstand der Kinder abgestimmt werden.
Offenheit
Die Angebote in Musik- und Bewegungserziehung werden so geplant, dass sie einen klaren Orientierungsrahmen besitzen, innerhalb dessen aber Raum für spontane Einfälle und situative Interessen der Kinder bleibt.
Erlebnisorientiertheit
Die Angebote in Musik- und Bewegungserziehung orientieren sich an der unmittelbaren Erlebniswelt der Kinder. Aktuelle Themen, der Jahreskreis oder das Jahresmotto werden auch hier aufgegriffen und spielerisch-fantasievoll eingebunden.
Entscheidungsfreiheit
Die Kinder haben die Möglichkeit durch vorbereitete alternative Wahlmöglichkeiten selbst zu bestimmen, welche Gerätekombination oder welches Material sie nutzen, welchen Schwierigkeitsgrad sie ausprobieren oder welche Rolle sie einnehmen möchten.
Ziele und Inhalte der Musik- und Bewegungserziehung
Die nachfolgende Auflistung von Zielen und Inhalten soll einen Überblick darüber geben, was sich unter Musik- und Bewegungserziehung genauer verbirgt. Zur besseren Verdeutlichung sind Umsetzungsbeispiele hinzugefügt, wie sie auch im Bildungsplan, der monatlich zur Information an die Eltern in der Einrichtung ausgehängt wird, wiederzufinden sind.
Bereich Musik und Rhythmik
- Gemeinsam Singen und Musizieren und sich durch Musik ausdrücken
- Die eigene Stimme als vielfältiges Ausdrucksmittel erfahren und einsetzen
- Nachahmen von Lauten und Geräuschen
- Experimentieren und Erkunden der eigenen stimmlichen Ausdrucksmöglichkeiten (Summen, Brummen, Flüstern, Atemspiele, Geräusche erzeugen, Lautmalereien, Sprechverse usw.)
- Gemeinsames Erlernen und Singen von Liedern aus dem Interessenbereich der Kinder, dem Jahreskreis oder dem Jahresmotto entsprechend
- Nachsingen von Tonfolgen
- Sing-, Kreis- und Tanzspiele
- Geräusche und Klänge erzeugen und gestaltend einsetzen
- Erkunden von Geräuschen und Klängen verschiedener Materialien und Gegenstände
- Klangerzeugung mit dem eigenen Körper (Mund, Hände, Füße usw.)
- Geschichten, Erlebnisse, Stimmungen durch Klang erzählen/ausdrücken
- Rhythmisches Begleiten von Liedern mit körpereigenen und anderen Instrumenten (Orff-Instrumente)
- Musik in Bewegung umsetzen
- Spontanes Bewegen zu Klängen und Musik
- Klatschen, Stampfen, Patschen, Schnippen, Gehen zu Musik, Liedern und Versen
- Tempo und Rhythmus der Musik umsetzen in verschiedene Gangarten, Schrittfolgen oder Bewegungstempi
- Sing-, Kreis- und Tanzspiele sowie einfache Tänze
- Malen nach Musik
- Musik erleben und bewusst wahrnehmen
- Geräusche, Klänge und Musik bewusst hören, speichern, unterscheiden und wiedergeben
- Bewusstes Hinhören und Identifizieren von Geräuschen
- Unterscheiden und Zuordnen unterschiedlicher Klänge und Geräusche
- Spiele zum Hinhören
- Experimentieren und Improvisieren mit Klanginstrumenten und Materialien, die Klang erzeugen
- Klanggeschichten und Klangspiele
- Rhythmische Signal-, Frage- und Antwort- sowie Echospiele
- Bewusstes Anhören von Musikstücken oder Liedern
- Musik als Möglichkeit der Entspannung erfahren
- Erleben und erfahren von Ordnung und Gegensätzen in der Musik
- Lieder, Musikstücke, Instrumente verschiedener Musikrichtungen kennenlernen
- Wiederholungen in Liedern oder Musikstücken erkennen
- Gegensätze wie laut/leise, schnell/langsam, kurz/lang oder hoch/tief erleben und erkennen
Bereich Bewegung
- Den eigenen Körper durch Bewegung entdecken und spüren
- Erproben unterschiedlicher Bewegungsmöglichkeiten
- Freie Bewegung und Bewegungsspiele
- Ausprobieren, welche Bewegungsmöglichkeiten mit verschiedenen Körperteilen möglich sind
- Erproben von Bewegungsmöglichkeiten in verschiedenen Lagen
- Aktivitäten zu Körper- und Sinneserfahrungen
- Atem- und Entspannungsübungen
- Wechsel von Bewegungs- und Ruhephasen
- Ausprobieren unterschiedlicher Bewegungen mit verschiedenen Materialien und Geräten
- Spiele und Bewegung mit und ohne unterschiedlichem Material sowie an, auf und mit verschiedenen Geräten
- Bewegung als kreative Ausdrucksmöglichkeit erleben
- Bewegung zu Rhythmen, Klängen, Musik, Liedern, Versen, Geschichten und Bildern
- Tanzen, Darstellen mit Bewegung und Sprache, Gestik- und Mimikspiele
- Sich in Bewegungsabläufe einfühlen und diese nachahmen, unter anderem:
- Tänze/Tanzschritte
- Tierbewegungen
- Hampelmann
- Yoga-Positionen
- Das Zusammenspiel von Wahrnehmung und Bewegung erleben
- Unterschiedliche Formen der sinnlichen Wahrnehmung erfahren und bewusst erleben
- Seh- und Hörspiele
- Spür- und Tastspiele mit verschiedenen Körperteilen
- Unterschiedliche Spielformen zu Körper- und Sinneserfahrungen
- Atem- und Entspannungsübungen
- Erproben von Bewegungsmöglichkeiten beider Körperseiten
- Übungen und Spiele zur Sensibilisierung der Rechts- und Linksorientierung sowie der Raumorientierung
- Reagieren und Bewegen
- Visuelle Koordination: Ball- und Ballonspiele sowie Zielübungen
- Auditive Koordination: Spiele mit akustischen Signalen, Reaktionen auf unterschiedliche Klänge, Rhythmen in Bewegung umsetzen oder Geräuschquellen finden
- Sing-, Tanz-, Kreis- und Reaktionsspiele
- Anspannung und Entspannung der Muskeln in der Bewegung bewusst erleben
- Kraft- und Gleichgewichtsspiele
- Ziehen und Schieben von Gegenständen oder Spielpartnern
- Ring- und Raufspiele mit vereinbarten Regeln
- Körperliche Aktivität und Passivität bewusst erleben und steuern
- Partnerspiele, bei denen sich ein Kind bewusst aktiv und das andere passiv verhalten soll
- Übungen aus der Progressiven Muskelentspannung
- Grobmotorische Fertigkeiten (weiter-)entwickeln
- Vielseitige Bewegungserfahrungen an Geräten und Hindernissen machen
- Angebot an vielfältigen Materialien und unterschiedlichen Spiel-, Bewegungs- und Klettergeräten
- Bewegungsangebote für Dreh- und Rollbewegungen
- Gleichgewicht erleben und damit spielen
- Balancieren ohne Geräte (z.B. auf einer markierten Linie oder auf natürlichen Hindernissen)
- Balancierspiele auf festem (z. B. Tau oder Bank) und labilem (z. B. Wackelbrett, Pedalo oder Rollbrett) Untergrund
- Angebote für schwingende und schaukelnde Bewegungen
- Die eigene Kraft erfahren und richtig einschätzen lernen
- Ring- und Raufspiele mit vereinbarten Regeln
- Erfahrungen mit unterschiedlichen Gewichten machen durch Tragen, Schleppen, Ziehen und Heben
- Formen des Gehens und Laufens erfinden, erleben, erproben und üben
- Imitieren von unterschiedlichen Gangarten (z. B. Fortbewegungsarten von Tieren)
- Figuren gehen oder laufen
- Gehen und Laufen über Hindernisse und auf unterschiedlichen Untergründen
- Formen des Hüpfens und Springens erfinden, erleben, erproben und üben
- Spring- und Hüpfspiele
- Springen über verschiedene Hindernisse
- Hüpfen von Geräten aus unterschiedlicher Höhe
- Wechsel von Bewegungsformen erleben und situatives Anpassen der Bewegung
- Spiele und Übungen mit unterschiedlichen zeitlichen, räumlichen und dynamischen Elementen (schnell/langsam, vorwärts/rückwärts, kräftig/zart etc.)
- Ausdauer und Durchhaltevermögen üben
- Fang- und Laufspiele
- Stafetten
- Durchhaltespiele (z.B. „Wer steht am längsten ganz still da“)
- Vielfältige Wurf- und Fangerfahrungen sammeln (rechts, links, beidhändig)
- Wurf-, Fang- und Zielspiele mit verschiedenen Bällen, Luftballons, Tüchern, Sandsäckchen etc.
Weitere Bereiche
Bewegung beeinflusst fast alle Bereiche der Entwicklung im Kindesalter, denn ein Kind erlebt und erfährt seine Umwelt und sich selbst über Bewegung. Deshalb sprechen Bewegungssituationen grundsätzlich alle Entwicklungsbereiche ungetrennt voneinander an, insbesondere:
- Sozialkompetenz
Gemeinsames Bewegen, Musizieren und Spielen schafft vielfältige Möglichkeiten, durch welche Kinder soziale Erfahrungen sammeln können in den Bereichen Kommunikation (gemeinsam Spielthemen finden, Planen, Regeln aufstellen, Konflikte lösen), Kooperation (gemeinsam Gegenstände nutzen, Mitspielen, Regeln einhalten, Helfen) sowie Akzeptanz und Toleranz (sich vergleichen, andere anders sein lassen können, Rücksicht nehmen auf Schwächere, führen und folgen können).
- Selbstkompetenz
Das Spüren des eigenen Körpers ist eine essenzielle Erfahrung, die dem Kind überhaupt erst ermöglicht, sich seiner selbst als eigenständige Person bewusst zu werden. Zudem entsteht fast jede kindliche Eigenleistung zuerst durch Bewegung. Selbstwertgefühl und körperlich-motorische Fähigkeiten sind deshalb bei Kindern eng miteinander verknüpft. Durch Bewegung finden Kinder einen bewussten Zugang zu sich selbst. Sie macht Kinder kompetenter im Umgang mit dem eigenen Körper (Kennen von Körperteilen, Verstehen von Signalen des eigenen Körpers und Beherrschen von Bewegungen). Mehr Bewegungssicherheit steigert das Selbstwertgefühl und durch selbstständiges Lösen von Bewegungsaufgaben erfährt das Kind zudem Selbstwirksamkeit. Je mehr Bewegungserfahrungen ein Kind sammeln kann desto höher ist auch seine Fähigkeit, seine Leistungsfähigkeit realistisch einzuschätzen (das traue ich mir zu - hier komme ich gerade an meine Grenze).
- Sprache
Spiel- und Bewegungsangebote sind immer auch komplexe Sprachlernsituationen. Sprachliche Kompetenzbereiche können über Bewegungsaktivitäten unterstützt werden:
- Prosodische Kompetenzen (Betonung, Sprachrhythmus)
Beispiel: Wirf mir den Ball zu (und rolle ihn nicht)!
Wirf mir den Ball zu (und nicht einem anderen Kind)!
Wirf mir den Ball zu (und nicht einen anderen)!
Wir mir den Ball zu (und nicht den Reifen)!
- Phonologische Bewusstheit (Laute differenziert wahrnehmen, Hören und Erfinden von Reimen sowie das gliedernde Sprechen von Wörtern und Silben)
Durch Spiele und Übungen, bei denen Töne, Geräusche, Klänge oder sprachliche Äußerungen wahrgenommen, erkannt und unterschieden werden, können Kinder ihr Gehör verfeinern (differenzierte auditive Wahrnehmung). Die Rhythmisierung von Liedern, Versen und Reimen (z. B. durch Klatschen, Stampfen, Klopfen oder Betonen von Silben) ermöglicht Kindern eine bessere Einsicht in die Lautstruktur gesprochener Sprache.
- Begriffsbildung durch Be-greifen
Für den Aufbau eines Wortschatzes sind Bewegungsspielsituationen ideale Gelegenheiten: Im Umgang mit Materialien und Objekten können Begriffe erfahren und Kategorien zugeordnet werden. Durch Anfassen, Ertasten und Benennen der Eigenschaften von Materialien und Objekten wird der Wortschatz erweitert (Was ist hart, weich, rund, eckig?). Zudem ermöglicht der körperlich-sinnliche Zugang zu Dingen Kindern eine emotionale Beteiligung, die es wiederum braucht, um etwas wirklich zu begreifen.
- Sprachlich interagieren
Sprache wird letztendlich aus einer kommunikativen Absicht heraus erlernt: sich mitteilen und mit anderen interagieren zu können. Bewegungsaktivitäten fordern die Kommunikation und Kooperation zum Beispiel dadurch heraus, dass Regeln abgesprochen, Rollen verteilt und Spielhandlungen festgelegt werden müssen. Rollenspiele werden immer sprachlich und körperlich inszeniert. Zudem werden Fragen, Zuhören, Antworten und Erklären in Bewegungsspielsituationen geübt.