Wenn die Freiwillige Feuerwehr Germering im Mai 2023 ihr 150-jähriges Bestehen feiert, reiht sich ihr Jubiläum in zahlreiche 150-Jahrfeiern freiwilliger Feuerwehren Bayerns ein. Auch die freiwillige Feuerwehr Unterpfaffenhofen feiert dieses Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. Warum ist das so?
Bereits um die Mitte des 18. Jahrhunderts gab es erste Versuche in deutschen Städten, freiwillige Feuerwehren einzurichten. Es brauchte aber fast 100 Jahre, den Beginn der Industrialisierung und den aus der Märzrevolution um 1848/49 erwachsenen Wunsch der Bevölkerung nach demokratischem Mitwirken, bis sich auch in Deutschland freiwillige Feuerwehren dauerhaft etablieren konnten. Im Unterschied zum Brandschutz, der teilweise bereits ab dem Mittelalter in Gemeindeverfassungen festgeschrieben war und zu dem alle Bürger verpflichtet waren, war die Brandbekämpfung durch freiwillige Feuerwehren viel effektiver. Denn letztere waren durchorganisiert und ihre Mitglieder durch regelmäßige Übungen geschult. Im Ernstfall wusste jeder, was zu tun war. Nach den ersten Gründungen in Deutschland wuchs die Popularität freiwilliger Feuerwehren stetig. Bereits 1854 fand der 1. Deutsche Feuerwehrtag in Ulm statt. Nachdem 1868 der Bayerische Landes-Feuerwehr-Verband gegründet wurde, der bereits eine eigene Zeitung für Feuerlöschwesen herausbrachte, kam es auch in Bayern zu zahlreichen Neugründungen freiwilliger Gemeindefeuerwehren. Im Jahr 1871 verschickte der Landesausschuss der bayerischen Feuerwehren durch das königliche Staatsministerium des Inneren an alle größeren Gemeinden des Königreichs eine kurze gedruckte Anleitung zur Errichtung freiwilliger Feuerwehren. Die Zahl der Neugründungen in Bayern explodierte regelrecht. Gab es im Jahr 1865 gerade mal 54 freiwillige Feuerwehren, waren es bis zum Jahr 1876 bereits 2920.
Vor diesem Hintergrund erstaunt die Gründung der Germeringer FFW im Jahr 1873 ebenso wenig, wie der rege Zuspruch, den die Vereinigung innerhalb der Gemeinde erfuhr. Im Jahr 1864 bestand Germering aus ca. 64 Häusern (inklusive Schule, Kirche und Pfarrhaus) mit etwa 420 Einwohnern. Von diesen waren 80 Mann bei der Feuerwehr engagiert, wie Bürgermeister Kiermair am 14. Juni 1873 gehorsamst an das Königliche Bezirksamt Bruck meldete. Knapp 20 Prozent der Bevölkerung waren demnach bei der neuen freiwilligen Feuerwehr engagiert. Heute sind es in ganz Deutschland lediglich 1,25 Prozent!