Schläge und Herausknien während der Christenlehre! In Regelverstößen von Kindern sah man damals den Ausdruck eines schlechten Charakters, der nur durch harte Strafen gebessert werden könne. Zugleich galt kindliches Fehlverhalten immer auch als Versäumnis der Eltern, Dienstherren und Lehrer. So entstand ein hoher gesellschaftlicher Druck sich richtig zu verhalten. Das Leben der Heranwachsenden war im 19. Jahrhundert streng durchgetaktet. Am 23. Dezember 1802 wurde in Bayern durch kurfürstliche Verordnung eine sechsjährige allgemeine Schulpflicht für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren eingeführt. Die Zeit der Aufklärung hatte das staatliche Interesse an der Schulbildung geweckt, die vorher zumeist in den Händen der Kirche gelegen hatte. Man wollte der breiten Masse Bildung zukommen lassen, da man glaubte, Unwissenheit führe zu Unruhen und Revolution. Neben Schreiben, Lesen, Rechnen und Religion stand deshalb auch die Erziehung zu treuen, loyalen Untertanen auf dem Lehrplan. Die Begeisterung der Bevölkerung über die Schulpflicht hielt sich in
Grenzen. In Haus und Hof fehlten nun die billigen Arbeitskräfte, da die Kinder an sechs Tagen pro Woche in die Werktagsschule gehen mussten. Immerhin hatte man die Schulpflicht aber auf nur sechs Jahre festgelegt und im Sommer waren die Unterrichtszeiten deutlich kürzer, um den Eltern ihre Kinder für die notwendigen Feld- und häuslichen Arbeiten nicht zu lange zu entziehen. Die tatsächliche Wissensvermittlung aber war wohl eher überschaubar. Denn bereits am 12. September 1803 wurden alle bayerischen Städte, Märkte und Pfarrdörfer verpflichtet, Sonn- und Feiertagsschulen einzurichten, um das in der Werktagsschule Erlernte zu vertiefen. Ihr Besuch wurde für alle Kinder zwischen 13 und 18 Jahren verpflichtend. Das Abschlusszeugnis der Schule brauchte man, um später den elterlichen Hof zu übernehmen oder um heiraten zu können. So entstand der nötige Druck, die Schule zu besuchen. Man stelle sich das vor: die Heranwachsenden arbeiteten von Montag bis Samstag auf den Höfen ihrer Eltern oder Arbeitgeber, schufteten bei ihren Lehrherren oder in Anstellung, um am arbeitsfreien Sonntag nicht nur das Vieh zu versorgen und den Gottesdienst zu besuchen, sondern dann auch noch die Schulbank drücken zu müssen! Endete der Unterricht am Nachmittag, wartete oft noch ein langer Heimweg. In Germering diente damals als Schule das grundbare Gütl des Franz Killer in der Augsburger Straße (Abb. 6), in die sowohl die Germeringer als auch die Unterpfaffenhofener Kinder gingen. Viel Zeit für jugendlichen Übermut blieb da nicht!